Die letzten Wochen und Monate waren für mich voll neuer Erfahrungen und Perspektiven. Zuallererst wurde uns ein Sohn geboren und kam zu uns. Es sind völlig außergewöhnliche und einmalige Erlebnisse wie zum Beispiel sein erstes Bad, sein erster Spaziergang im Kinderwagen – all die ersten Erfahrungen und ersten Male, welche wir bereits tausendfach oder sogar millionenfach in unserem Leben erlebt haben, welche mit ihm unsere Wahrnehmung des Momentes so wunderbar verändert. Es ist der Zauber eines jeden Momentes, mit dem ich und meine Familie in Berührung kommen und dankbar sind mit der Fülle eines Erlebnisses bereits in einem Augenblick und die Zeit kurzzeitig inne hält. Das ist vielleicht auch der Ursprung der Pause in der Musik, in der alles inne hält, alles möglich ist und alles darin steckt.
Die Nacht zuvor kam mein erster internationaler Gastprofessor nach Würzburg, was Perspektivwechsel für meine Studierenden, meine Person und einzelne Kollegen brachte. Tony Wigram kam, um klinische Improvisation zu unterrichten. Meine Studierenden hatten erste Schritte davon bereits in einem Seminar bei mir gelernt. Jedoch brachte ihnen jenes Unterrichten eine Menge neue Lernerfahrungen, neues Verstehen sowie neue Kompetenzen. Auch hier war der Zauber des Momentes und der Zeit sehr intensiv zu spüren. Darüber hinaus, als wir gemeinsam mit Kollegen neue Pläne entwickelten, fanden wir neue Strukturen in dieser Teamarbeit. Auch Tony sog neugierig die wunderschöne Altstadt von Würzburg und die ganz besondere Landschaft hier auf.
Einen Monat zuvor war ich zusammen mit Brynjulf Stige in der Ukraine und wir konnten teilhaben an der ersten ukrainischen Musiktherapiekonferenz (siehe dazu auch Wosch 2001, 2002, 2004, Ivannikova 2002, 2003, 2004, 2005, Ivannikova und Wosch 2002 sowie Svatyeva 2004 in Voices). Zum ersten Mal präsentierten dabei auch ukrainische Pädagogen, Psychologen, Sportwissenschaftler und Künstler ihre Arbeit mit musiktherapeutischen Elementen. Für mich war es gegenüber den vorjährigen Erfahrungen ein sehr deutlicher Unterschied hin zu einer viel stärker individuell orientierten Arbeit. Auch die Zusammenarbeit auf diesem Arbeitsbesuch mit Brynjulf Stige, dem der Beginn der norwegischen Musiktherapie sehr vertraut ist, änderte einige meiner Ansichten. Ich komme aus einem Land mit einer sehr langen und weiten Tradition in Musiktherapie. Ich bin jemand aus der dritten oder vierten Generation der Musiktherapie in Deutschland. Brynjulf jedoch erfuhr die Anfänge der Musiktherapie in seinem Land ganz von Anfang an. Mit diesen Erfahrungen hat er andere Einblicke in den Aufbau von Musiktherapie im Europa der Gegenwart. Dies war sehr bedeutend für unsere nächsten Pläne hier.
Eine Jahreszeit zuvor, im Sommer, konnte ich teilnehmen am und beitragen zum Weltkongress Musiktherapie in Buenos Aires, Argentinien. Katrina McFerran schrieb bereits darüber in ihrer Kolumne vom September (Dancing the Tango: A Dynamic Interplay of Power Relations). Die spezielle Lebensweise von Buenos Aires und alle internationalen Kongressbeiträge, Arbeitsgespräche und Planungen weiteten sehr meine Gedanken und brachten viele gute neue Beiträge zu laufenden Projekten.
Mit jeder neuen Erfahrung Horizonte weiten, den Moment genießen und "jung werden" (bzw. bleiben) kann den besonderen Zauber des Grundgefühls Neugier beinhalten. In meiner praktischen Arbeit als Musiktherapeut war dieses Gefühl den meisten stationären Patienten abhanden gekommen. In der Musiktherapie suchten wir dann z.B. nach Wegen, mit diesem Gefühl wieder in Berührung zu kommen. Die besondere Kraft dieses grundlegenden Elementes des Lernens, der Veränderung und Entwicklung können wir lebenslang erfahren. Mit unseren Klienten und mir unseren Studierenden können wir diese Kraft teilen. Es scheinen in ihr sowohl der Beginn des Lebens als auch viele Anfänge im laufenden Leben sowie der Anfang von allem Zeitgenießen zu liegen.
Wosch, Thomas (2008). Die Kraft und der Zauber von Neugier und Entwicklung. Voices Resources. Retrieved January 14, 2015, from http://testvoices.uib.no/community/?q=fortnightly-columns/2008-die-kraft-und-der-zauber-von-neugier-und-entwicklung
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